Geschichte Maicklerschule
aus der Festschrift "50 Jahre Maicklerschule 1952 - 2002"
von Frau Rose
Ausgerechnet eine Schule! Etwas Schlimmeres hätten sich einige Anwohner kaum vorstellen können, als sie am 8. Juni 1950 im „Fellbacher Tagblatt“ lasen, dass direkt vor ihrer Haustür, in der heutigen Theodor-Heuss-Straße, eine Volksschule eingerichtet werden sollte. Der Gemeinderat hatte angekündigt, dass die Stadt die Räume der damaligen Frauenarbeitsschule umbauen und diese Einrichtung in ein anderes städtisches Gebäude verlagern wolle.
Eine ungeheuerliche Idee, wie ein paar Anwohner fanden. Und so machten sie in diversen Briefen an den damaligen Bürgermeister der Stadt und an den Rektor der neuen Schule ihrem Ärger ordentlich Luft, um das Projekt doch noch stoppen zu können. Sol stellte sich ein Anwohner in einem Brief von 1950 seine Zukunft so vor:
„Schon wenn die Kinder zur Schule kommen, ist ein solch ohrenbetäubender Lärm, dann in den Pausen nicht weniger und wenn sie die Schule verlassen, ist das Gleiche zu erwarten. Im Sommer werden die Fenster der Schulräume geöffnet und den ganzen Unterricht können wir täglich miterleben, was ja nicht zugemutet werden kann.“
Im Frühjahr 1952, der Schulbetrieb war schon ansatzweise im Gang, beschwerten sich einige Anwohner noch einmal: „Wir möchten besonders darauf hinweisen, dass unsere Häuser durch den Schulbetrieb bedeutend an Wert verloren haben.“ Zahlreiche Antwortbriefe aus dem Bürgermeisteramt belegen, dass der Fellbacher Gemeinderat die Bedenken dieser Bürger ernst nahm, trotzdem gab er der akuten Schulraumnot und den wachsenden Schülerzahlen in diesen Zeiten Vorrang. Und so beschlossen der Ortsschulrat und der Fellbacher Gemeinderat im Juli 1952, der neuen Volksschule den Namen Maicklerschule zu geben. Zur Erinnerung an den bekannten Pfarrer, der – so lautete die offizielle Begründung – „in schwerer Zeit Pfarrer in Fellbach (1610-1647) war. Durch seine aufrechte und tröstliche Haltung während der Pest- und Kriegszeit wurde er für unsere Stadt zu einer historischen Persönlichkeit.“
Am 12. September 1952 wurde die erste Maicklerschule feierlich übergeben. Und daran hatten viele Eltern großen Anteil, wie der damalige Bürgermeister Max Graser in seiner Ansprache betonte: „Es ist ein sehr erfreulicher Anlass, der uns heute hier an dieser Stelle zusammengeführt hat: Die Übergabe einer Volksschule für den nördlichen Teil unserer Stadt…. Insbesondere war es der sehr ernstzunehmende Wunsch vieler Eltern, die Stadtverwaltung möchte beschleunigt dafür sorgen, dass den schulpflichtigen Kindern wenigstens der unteren Jahrgänge der sehr gefährliche Schulweg über die Stuttgarter Straße erspart bleibt. Nun, ich glaube, wir waren in diesem Fall sehr folgsam.“ Die Maicklerschule 1952: Das war ein Rektoratszimmer, ein Lehrerzimmer, ein Lehrmittelzimmer, eine Dreizimmerwohnung für den Hausmeister samt Nebenräume, ein 500qm großer Schulhof, 7 Räume für acht Klassen. Alles recht hübsch eingerichtet, wie die Fellbacher Zeitung nach der feierlichen Übergabe berichtete: „Die Unterrichtssäle sind mit grünen Wandtafeln und beweglichem Gestühl möbliert… die Wände wurde geschmackvoll bläulich, grünlich oder beige getönt….“
Auch über die Einschulung der ABC-Schützen dieser Zeit kann man in der gleichen Zeitung nachlesen: „Der 1. Schultag wird den Kleinen Gesang, Flötenspiel und ein munteres Spiel, genannt ‚Dornröschen’ bringen… In den Tagen danach beginnt der Kampf mit der Tafel und Buch… Ja, der Mutter ist’s ein wenig wehmütig ums Herz, wenn ihr lieber kleiner Hans, der sich bisher treulich an sie gehalten hat,… nun plötzlich ein großer Hans sein soll.“ Zwar war schon bei der Einweihung der Maicklerschule 1952 der Bau einer großen Sammelschule im nördlichen Fellbach geplant, trotzdem überlebte das Provisorium in der heutigen Theodor-Heuss-Straße immerhin 12 Jahre. Wie das bei Provisorien so üblich ist. Bis 1964. Aus der Enge der alten Maicklerschule mit überfüllten Klassen, die teilweise noch in andere Gebäude ausgelagert waren, zogen Kinder und Lehrer in das neue Schulzentrum im Geviert zwischen Pestalozzistraße/Hermann-Löns-Weg und Maicklerstraße/Albrecht-Dürer-Weg. Steigende Einwohnerzahlen, bessere wirtschaftliche Verhältnisse als in den Jahren zuvor, der Wunsch nach besserer Ausbildung und günstigeren Startchancen für das Berufsleben, hatten die Schülerzahlen kräftig steigen lassen. Deshalb war bereits 1957 an dieser Stelle das neue Friedrich-Schiller-Gymnasium eingeweiht worden. Danach waren Stadt- und Schulverwaltung übereingekommen, in einem zweiten Bauabschnitt das dortige Schulzentrum durch die Errichtung einer Grund- und Hauptschule und einer Mittelschule zu vollenden. 1962 begann de Bau der neuen Schulen, am 17. Oktober 2964 wurden die Auberlen-Realschule und die neue Maicklerschule eingeweiht. Der Schulkomplex im nord-östlichen Fellbach war fertig.
„Ich glaube, für die Anwohner, die Politiker und alle anderen war der Umzug an sich ein wichtigeres Ereignis als für die Kinder“, erinnert sich Maria Stahl, damals Lehrerin an der Maicklerschule, heute schmunzeln: „Wir kamen dorthin, und die Kinder haben sofort den großen Hof in Beschlag genommen. Das war sie das Größte, nicht der Schulhaus-Neubau.
Für die Stadt Fellbach dagegen war dieses direkte Nebeneinander von Volksschule, Mittelschule (heute Realschule) und Gymnasium ein echtes Vorzeigeprojekt. Sogenannte Schulzentren waren damals der absolute Renner, außerdem wollte die Stadt mit ihren Neubauten die grundlegende Bedeutung der Schule als wichtige gesellschaftliche Einrichtung hervorheben. Zu dieser Zeit herrschte in Deutschland eine wahre Bildungseuphorie. Alle diskutierten über Pädagogik, Erziehung, Lebensmodelle. An den Schulen wurden die Inhalte der Unterrichtsgestaltung in Frage gestellt, alles sollte neu gestaltet, besser gemacht werden. „Diese antiautoritäre Phase, die war größtenteils schrecklich“, erinnert sich Maria Stahl. „Da gab es so viele Konflikte mit den Eltern, die uns Lehrer ständig kritisieren wollten. Denn das Leistungsprinzip war ja völlig in Frage gestellt. Aber dafür hatten wir auch unglaublich interessante Gespräche und Diskussionen im Kollegenkreis.“
1971 gab es dann die nächste große Veränderung an und in der Maicklerschule. Wieder einmal überstiegen die Schülerzahlen alle Erwartungen, wieder war die Schule zu klein für den unerwartet großen Andrang von Kindern. Der Platz reichte gerade noch für die verbleibenden Grundschüler; die Klassen 5 bis 9 wurden in die 1971 fertig gestellte Zeppelinschule ausgelagert. Und so wurde aus der ehemaligen Maickler-Volksschule die vierzügige Maickler-Grundschule, wie sie bis heute besteht. Rein formal zumindest. Denn die innere Struktur und die Arbeitsweise innerhalb der Schule sowie die Lerninhalte haben sich natürlich im Laufe der Jahre den Gegebenheiten angepasst. Heute wird entdeckend und spielerisch gelernt, der Übergang vom Kindergarten in die Schule soll den Kindern möglichst leicht gemacht werden. Kneten, Basteln und Malen gehören selbstverständlich zum Unterricht. Und auch äußerlich hat sich die Maicklerschule immer wieder den Gegebenheiten angepasst.
1983/84 erfolgte die erste Schulhofneugestaltung. Im Frühling 2002 wurde der neue Parkplatz der Maicklerschule fertig gestellt. Jetzt soll der Schulhof zum zweiten Mal neu gestaltet werden, nach immerhin fast 20 Jahren bestimmt keine Fehlinvestition. Denn eine Erkenntnis hat sich über die Jahre – nicht nur an der Maicklerschule – gefestigt: Kinder brauchen nicht nur Raum für ihre geistige Entwicklung, sonder auch Platz zum Toben und Spielen.
Auszug aus dem Schulhandbuch 1969 für Nordwürttemberg und Südwürttemberg-Hohenzollern:
Fellbach 30.000 Einwohner
insgesamt 2.714 Schüler/innen
Maicklerschule 620 Schüler/innen
20 Lehrer
Rektor: Karl-Heinz Müller
Konrektor: Ernst Kehrer
Theateraufführung
in den 60er Jahren
Fellbacher Herbst 1962
Fellbacher Herbst 1962
Fellbacher Herbst 1963